Bericht • 31.08.2022

Beim Einkauf etwas Neues wagen

Wieso Einkaufswagen so viel mehr sein können, als sie aktuell sind

Mehr und mehr Technologie hält Einzug in unsere Supermärkte. Schon heute gehören in vielen Geschäften SB-Kassen, elektronische Regaletiketten und virtuelle Wegweiser zum gewohnten Anblick. Doch die Kundenerfahrung beginnt in der Regel nicht am Regal oder an der Kasse, sondern deutlich früher – am Einkaufswagen.

Eine Person nutzt den SmartShopper von Expresso auf der EuroCIS 2022...
Quelle: iXtenso / beta-web GmbH

Auf den ersten Blick sind Einkaufswagen kaum mehr als notwendige Hilfsmittel, um eine größere Anzahl an Produkten von den Regalen eines Supermarktes an die Kasse zu befördern. Grundsätzlich könnte man daher meinen, ein großer Plastik- oder Metallkorb auf vier Rädern würde genügen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Und betrachtet man den Einkaufswagen lediglich als Beförderungsmittel für Lebensmittel und andere Waren, mag das stimmen.

Der Einkaufswagen als Allroundtalent

Doch die Branche denkt einen Schritt weiter. Für innovative Unternehmen kann ein Einkaufswagen so viel mehr sein als ein simples Transportmittel. Der Gedanke dahinter: Wer eine gewisse Menge einkauft, zum Beispiel beim Wocheneinkauf oder in Vorbereitung für eine Veranstaltung, wird auf einen Einkaufswagen nicht verzichten können. Warum dann also nicht dieses unverzichtbare Hilfsmittel so ausstatten, dass an anderer Stelle Zeit und Aufwand gespart werden können?

Intelligente Einkaufswagen sind die Antwort. Auf der EuroCIS in Düsseldorf wurde deutlich, in welche Richtung sich die Konzepte entwickeln: Einkaufswagen sollen vorausdenken und während des noch laufenden Einkaufs dafür sorgen, dass Kund*innen am Ende Zeit sparen, indem ihnen beispielsweise das Abwiegen, das Zählen oder sogar das Bezahlen von Produkten an einer Kasse erspart bleibt.

Auch für Händler*innen bieten die Systeme klare Vorteile. Denn wenn die Kundschaft mit dem Einkaufswagen eigenständig Prozesse wie das Scannen von Waren oder die Bezahlung bzw. den Checkout übernehmen, werden Mitarbeitende entlastet und können sich stattdessen anderen Aufgaben widmen. Auch in Bezug auf Warensicherung bzw. Diebstahlprävention haben sich einige der entwickelnden Unternehmen Gedanken gemacht.

„Unser System bietet mit einer eingebauten Wägeeinheit eine Sicherheit für Retailer, dass wirklich nur die Produkte gekauft werden, die eingelegt wurden, und keine höherpreisigen Produkte. Missbrauch und Diebstahl werden also ganz sicher unterbunden“, erklärte uns dazu Dr. Alexander Bünz, CEO von Expresso, während der EuroCIS.

Vom Transportmittel zum Self-Checkout-Instrument

Bereits vor zwei Jahren berichteten wir in einem Beitrag von den Möglichkeiten, die sich durch moderne Einkaufswagen ergeben könnten. Realität waren diese damals entweder als Gegenstand der Forschung oder in wenigen Lebensmitteleinzelhandelsketten in den USA. Doch 2022 ist die Technologie auch in Deutschland in der Praxis angekommen. Der SmartShopper von Expresso befindet sich beispielsweise aktuell in ausgewählten EDEKA-Märkten im Testeinsatz.

Die unterschiedlichen Systeme von Firmen wie Expresso aus Kassel, Nomitri aus Berlin oder Flow (ehemals WalkOut) aus TelAviv verfolgen dabei eine Vielzahl an Ansätzen.

  • Kundenführung: In großen Supermärkten kann es vor allem für neue Kund*innen schnell unübersichtlich werden. Einige der modernen Einkaufswagen sind daher mit virtuellen Karten der Märkte ausgestattet. Die Idee weitergedacht: In Zukunft könnten Kund*innen zu Beginn des Einkaufs eine Liste der benötigten Produkte eingeben oder per App übertragen und würden vom Einkaufswagen den effizientesten Weg durch das Geschäft angezeigt bekommen.
  • Produktinformationen: Viele Produktinformationen finden sich heutzutage auf den Verpackungen. Doch sind diese oft sehr klein geschrieben und z.B. für ältere Menschen nicht immer leicht zu lesen. Auf den Bildschirmen der Einkaufswagen können Produktinformationen deutlich größer und klarer strukturiert angezeigt werden.
  • Wägeeinheiten: Immer wieder kommt es vor, dass z.B. Obst und Gemüse von Kund*innen nicht abgewogen werden. An den Kassen kommt es dann zu Verzögerungen, weil das Personal mit der Ware in die entsprechende Abteilung laufen und es nachträglich abwiegen muss. Im Einkaufswagen verbaute Wägeeinheiten könnten dieses Problem aus der Welt schaffen – denn sie wiegen die Produkte ab, sobald sie in den Wagen gelegt werden.
  • Bezahlung: Ein technologisierter Einkaufswagen kann auch die Aufgabe einer mobilen Selbstbedienungskasse übernehmen. Haben Kund*innen alle Produkte gefunden, nutzen sie einfach eine App auf ihrem Smartphone oder eine EC- bzw. Kreditkarte, um direkt am Einkaufswagen den eingescannten oder automatisch vom Wagen ermittelten Einkauf zu bezahlen. Noch einfacher: Ähnlich wie bei Grab&Go bezahlen Kund*innen mittels einer zuvor festgelegten Zahlungsart (z.B. PayPal), wenn sie das Geschäft verlassen. Der manuelle Bezahlprozess entfällt in diesem Fall völlig.
  • Werbung: Ein Bildschirm am Einkaufswagen bietet immer Möglichkeiten. Selbst dann, wenn er gerade nicht als Wegweiser, zum Anzeigen von Produktinformation oder als Kasse genutzt wird. Mittels des Bildschirms können Händler*innen ihre Kund*innen auf aktuelle Angebote aufmerksam machen – bei entsprechender Ausstattung sogar individuell und spezifisch am Regal.

Die Integration in bestehende Abläufe und den laufenden Betrieb stellt dabei laut den verschiedenen Firmen in der Regel kein Problem dar. Angesprochen auf die Voraussetzungen, um das System von Expresso nutzen zu können, erklärte Dr. Alexander Bünz: „Eine der Stärken unseres Systems ist es, dass es praktisch keine Voraussetzungen gibt, außer ein WLAN in dem Markt.“

Es wird also deutlich: Wer Einkaufswagen nur als Transportmittel für Produkte sieht, verpasst eine Chance, die Kundenzufriedenheit und das Einkaufserlebnis im eigenen Geschäft zu verbessern, viele Prozesse in einem einzigen Gerät zu vereinen und mittelfristig nicht nur Zeit, sondern auch Geld zu sparen.

Autor: Matthias Groß

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